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Lorenz Press Releases

Nachlese zum Podium vom 3. Mai - Forum Synopsis from May 3rd

Following is an extract summarising the Forum discussion held at LORENZ Group headquarters on May 3rd 2004. The text has been derived from the Frankfurter Allgemeine Zeitung. The panelists included Klaus Kinkel, former Foreign Minister of Germany, renowned journalist Gerd Ruge and historian Michael Stuermer. The event was hosted once again by publicist Hans Barbier.

"Kulturell nicht mehr attraktiv" - "Culturally No Longer Attractive"

Experten diskutieren ¸ber Deutschlandbild im Ausland
Experts discuss how Germany is pictured abroad

Deutschland schwanke zwischen Überpotenz und Impotenz, und das sei unertraeglich, hat der Historiker Michael Stuermer am Montag abend beim "Frankfurter Podium" der Lorenz-Systemhaus-Gruppe gesagt. Die Diskussionsteilnehmer Klaus Kinkel (FDP) und der Journalist Gerd Ruge stimmten Stuermers Eingangsfeststellung zu, dass das Bild Deutschlands in der Welt "konfus" sei. In der Frage nach einem möglichen EU-Beitritt der Türkei gingen die Meinungen dagegen auseinander. Der Wirtschaftspublizist und Vorsitzende der Ludwig-Erhard-Stiftung Hans Barbier warb in seiner Rolle als Diskussionsleiter für Ruges Vorschlag einer verlangsamten Eingliederung des Landes in die Union.

Die Podiumsdiskussion sollte sich mit dem "selbstreflexiven" Bild Deutschlands in der Welt befassen, wie Barbier anfangs bemerkte. So brachte jeder der Teilnehmer seine unfassenden Auslandserfahrungen ins Gespraech ein. Stuermer ging hart mit Deutschland ins Gericht. Nach seiner Ansicht ist die Bundesrepublik in den Augen der Amerikaner "kulturell nicht mehr attraktiv". Zudem habe das "politische Personal" mit seinem Fehlverhalten im Irak-Krieg "die transatlantischen Beziehungen sicherheitspolitisch annulliert". Deutschland und Europa seien aber ohne die Vereinigten Staaten "im Krisenfall nicht handlungsfähig". Nach Ansicht des frueheren Aussenministers Kinkel "hat Deutschland als Hauptprofiteur der Veränderungen von 1989/1990 die Rolle, die es hätte spielen koennen, nicht wahrgenommen". Gerd Ruge, lange Jahre Korrespondent der ARD in Moskau, glaubt, das Bild von Deutschland sei nicht grundsätzlich negativ. Die Afghanen beispielsweise stuenden den Deutschen überaus freundlich gegenüber. Ruge warnte jedoch davor, das gute Verhältnis durch schulmeisterliches Auftreten zu verspielen: "Dann haben wir die letzten Verbündeten gegen die Taliban verloren".

Der Türkei-Beitritt sorgte in der ansonsten harmonisch verlaufenden Diskussion fuer Kontroversen. Während Kinkel es für "völkerrechtlich, menschlich, moralisch und ethisch unanständig" hält, der Türkei das seit 1963 versprochene "Zimmer im europäischen Haus" zu verwehren, warnte Stürmer vor dem Beitritt. Der Türkei-Beitritt schlage keine Bruecke in die arabische Welt, sondern sei "ein gewaltiges Wagnis". Die Frontstellung gegenüber der islamischen Welt koenne dadurch noch verstärkt werden. Ruge war der Meinung, der eingeschlagene Weg müsse weitergegangen werden, wenn auch verzögert statt beschleunigt. Barbier bezeichnete Ruges Position als "Kompromiss im Sinne einer aufgeschobenen Mutprobe".

kipi

Source: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5th May 2004

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